Warum organisieren wir uns als Jugendgruppe?

Als Jugendbesetzt treten wir klar als Jugend in die Öffentlichkeit. Dies tun wir jedoch nicht aus einer zufälligen Laune heraus; wir haben uns bewusst dazu entschieden, uns als Jugendliche zu organisieren und entsprechend aufzutreten – und das hat seine Gründe.

Wir Jugendlichen spielen eine bedeutende Rolle für die Zukunft, ja im Grunde sind wir die Zukunft. Das wird uns schon früh beigebracht, und alsbald spüren wir die Konsequenzen davon. Erzieher*innen, Lehrer*innen oder andere “Pädagog*innen”, nicht zuletzt auch die Polizei und andere staatliche Organe versuchen, uns ihre Meinung und Werte aufzudrängen und unsere Charakter zu formen, damit wir in ihr verkorkstes System voller Ausbeutung, Ignoranz, Konkurrenzdenken und Leistungszwang passen und es aufrecht erhalten können. Und was nicht passt, wird passend gemacht.
Das erleben wir in quasi allen gesellschaftlichen Bereichen: Ob Zuhause, wo uns unsere Eltern stressen, in der Schule, wo Lehrer*innen uns für das kapitalistische Berufsleben formen, auf der Arbeit, in der unsere Leistung mehr zählt als unser Leben, oder in (Jugend-)Freizeiteinrichtungen, wo Sozialarbeiter*innen uns auf ein Leben vorbereiten sollen, das wir so nicht leben wollen.

Dieser Indoktrination wollen wir entgegentreten. Wir wollen, dass alle Jugendlichen die Möglichkeit haben, sich frei ausleben und -entfalten zu können. Dabei geht es für uns nicht um die vom Neoliberalismus verwässerte Definition von Freiheit, einfach zu tun und zu lassen was wir wollen, ohne dabei auf andere zu achten. Freiheit bedeutet für uns, frei von Diskriminierungsverhältnissen zu sein. Freiheit bedeutet für uns, unabhängig zu sein.

Für unsere Persönlichkeitsentwicklung brauchen wir also Orte, an denen wir diese Freiheit ausleben können. Möglich ist das für uns nur in Räumen, die von keinen Autoritäten abhängig sind. Nicht von irgendwelchen Erwachsenen, nicht von staatlichen Mitteln. Nicht von der Gunst irgendwelcher Personen, die über die Verteilung von Geld entscheiden. Unsere Räume wollen wir selbst gestalten, denn nur so ist es uns möglich, frei von ungewollten Einflüssen zu bleiben und unseren Entwicklungsprozess selbstbestimmt zu begehen.
Uns ist auch klar, dass wir uns in dem was wir wollen nicht auf den Staat verlassen können. Nicht auf einzelne Politiker*innen, nicht auf Bezirksverordnetenversammlungen oder Förderprogramme. Denn unsere Forderungen und Lebensweisen gehen konträr zu ihrem System und sind nicht in dessem Interesse. Trotzdem werden wir nicht damit aufhören, unsere Forderungen auch an sie zu richten, denn sie stünden in der Verantwortung, sie zu erfüllen.

Doch unsere Organisierung als Jugend hat auch ihre Gründe in einer szeneinternen Kritik. Erwachsene Gruppen treten uns jugendlichen Aktivist*innen oftmals nicht auf einer Augenhöhe entgegen. Wir werden als unerfahren eingeschätzt oder uns wird wenig vertrauen entgegengebracht. Nicht selten versuchen Erwachsene unsere Strukturen und Aktionen für sich zu vereinnahmen, schreiben sich unsere Aktionen auf die Fahne oder versuchen ihre Meinung und Methoden in unserer Arbeit durchzusetzen. Das ist überhaupt kein Wunder, sind linke Strukturen doch auch nicht frei von Einflüssen der restlichen Gesellschaft.
Oft genug wird uns aber auch das Gegenteil bewiesen, weshalb wir uns weiter über Zusammenarbeit mit erwachsenen Gruppen freuen. Unsere Kämpfe mögen nicht immer dieselben sein, hängen jedoch zusammen, sind intersektional zu denken und demensprechend zu verbinden.

Unsere Entscheidung, uns als Jugendgruppe zu organisieren bedeutet also nicht, dass wir es uns in unserer kleinen Blase gemütlich machen und von der Außenwelt abschotten wollen. Vielmehr ist es für uns die einzige Möglichkeit Politik zu machen und uns auszuleben, ohne dass die Überwindung interner Altershierarchien im Fokus steht.

 

Ihr seid daran interessiert euch auch in einer unabhängigen Jugendgruppe zu organisieren? Wir nehmen aus Sicherheitsgründen keine Menschen auf die wir nicht kennen, Gruppen wie der Berliner Jugendrat helfen euch aber gerne!